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Willkommen bei P2PU

Peer 2 Peer University (wir sagen meistens P2PU) ist eine basisdemokratische Organisation, deren Mission darin besteht, Alternativen zur formalen Bildung zu schaffen, die praktikabel sind und als befreiend erlebt werden. Unser Haupt-Projekt nennt sich Learning Circles; das sind Gruppen von Leuten, die sich persönlich treffen, um etwas zusammen zu lernen, wobei sie freie Onlinekurse oder andere Lernressourcen nutzen.

P2PU ist ein kleines Team, aber Lernteams haben sich mittlerweile auf sechs Kontinenten verbreitet, weil wir ein Open-Source-Projekt und ein Graswurzel-Projekt sind. Das bedeutet, dass es allen freisteht, Lernteams an den jeweiligen Kontext anzupassen und dass sie auch zu unserer Arbeit beitragen können. Wir beziehen Lernende und Mitarbeitende bei allen Phasen des Designs und der Umsetzung unserer Arbeit ein und glauben, dass nachhaltige Lerngemeinschaften durch basisdemokratische Zusammenarbeit geschaffen werden, nicht durch hierarchische Mandatsstrukturen.

P2PU wird von den drei Werten Gleichheit, Gemeinschaft und Peer-Learning bestimmt. Sie können auf unserer Website mehr darüber lesen, was diese für uns bedeuten: https://koeln.p2pu.org/about.

Was ist ein Lernteam?

Einfach gesagt ist ein Lernteam eine Gruppe von Leuten, die sich an einem Ort treffen, um gemeinsam etwas zu lernen. Jedes Lernteam sieht ein bisschen anders aus, aber alle haben ein paar Dinge gemeinsam.

Kostenlos

Lernteams nutzen frei zugängliche Lernmaterialien wie z.B. Onlinekurse. Damit einher geht die Erwartung, dass Lernende keine Gebühr o.ä. zahlen müssen, um an einem Lernteam teilzunehmen, und dass man nichts zahlen muss, wenn man ein Lernteam ins Leben ruft.

Regelmäßig

Lernteams treffen sich meistens 90 Minuten pro Woche für 6-8 Wochen, aber das ist flexibel und ist abhängig vom Kurs und von Ihren Zielen. Im Allgemeinen stellen wir fest, dass Lernteams, die weniger als 4 Wochen lang stattfinden, nicht genug Zeit haben, um ein Gruppengefühl entstehen zu lassen; wenn Lernteams für mehr als 8 Wochen angesetzt werden, kann das abschreckend wirken, weil man sich so lange zeitlich festlegen muss. Auch wenn einige Gruppen sich nach dem Ende des eigentlichen Lernteams unbegrenzt weiter treffen, sollte man das nicht im Voraus erwarten.

Moderiert

Jedes Lernteam hat eine Moderatorin oder einen Moderator, die keine Fachleute für das jeweilige Thema sein müssen, d.h. mit ein bisschen Praxis und Training kann jede Person moderieren. Diese Person ist jede Woche Gastgeberin und hat außerdem auch folgende Aufgaben:

  • Einen ruhigen Platz für das Treffen finden
  • Das Lernteam publik machen
  • Mit den Lernenden kommunizieren
  • Dinge wie Laptops, Papier und Stifte bereithalten
  • Aufgaben delegieren
  • Gruppendiskussionen leiten
  • Wissensdurst und Erkundungsfreude fördern

Kooperativ

Lernteams sind im Peer Learning verwurzelt – das ist eine Methode, die die Erfahrung und Expertise jedes Teilnehmenden wertschätzt. Drei Werte liegen dem P2PU-Konzept des Peer Learning zugrunde:

  • Alle sind Fachleute auf irgendeinem Gebiet.
  • Indem wir Wissen etc. teilen, lernen wir am besten.
  • Feedback ist nötig, um besser zu werden.

Peer Learning kann eine reichhaltige Lernumgebung schaffen, in der alle gleichzeitig lehren und lernen, agieren und beobachten, reden und zuhören. Das zeigt Lernenden mit unterschiedlichem Hintergrund neue Perspektiven auf, bietet ihnen eine Gelegenheit, praktische soziale Fähigkeiten zu entwickeln und ermöglicht allen, mehr zu erreichen, als wenn sie auf sich selbst gestellt wären. Eine Möglichkeit, wie wir diese Einstellung in Worte fassen, besteht darin, dass wir sagen, wir sind alle Lehrende und Lernende.

Indem Sie eine Gruppe von Lernenden um sich versammeln, die an ähnlichen Themen interessiert sind, haben Sie die Basis für eine offene kooperative Lernumgebung und ein hilfreiches Unterstützungssystem. Wir haben festgestellt, dass Lernteams am besten funktionieren, wenn die Zahl der Lernenden zwischen 4 und 15 liegt. Wenn es eine andere Gruppengröße ist, kann das eine Zusatzbelastung für Sie als Moderierende bedeuten. Trotzdem gab es erfolgreiche Dreiergruppen, die zusammen Kurse durchgearbeitet haben, und Lernteams mit sage und schreibe 60 Leuten, die durch ein Team von Moderierenden unterstützt wurden!

Strukturiert

Jedes Lernteam-Treffen hat dieselbe zugrunde liegende Struktur: ein Check-in, eine Zeitspanne, in der Hintergrundmaterialien angesehen und gelesen werden, eine Gruppenaktivität (tun/machen/sagen/denken) und Zeit für Reflexion.

Check-in: Lernteams beginnen jede Woche mit einem etwa 5- bis 10-minütigen Check-in. Das ist die Gelegenheit, sich (wieder) mit den anderen Teilnehmenden vertraut zu machen und sich persönlich Ziele für das Treffen zu stecken. Check-ins können sog. Eisbrecher enthalten, um Teilnehmenden einander näher zu bringen, eine Revision der persönlichen Ziele und / oder ein Rekapitulieren der vergangenen Woche.

Lesen & Ansehen: Die meiste Zeit ist bei jedem Lernteam dafür vorgesehen, die Onlinekursmaterialien durchzuarbeiten. Es gibt bestimmte Kursthemen (z.B. Webdesign und grundlegende Computerkenntnisse), bei denen es sinnvoll ist, dass alle ihre eigenen Computer haben und einen großen Teil der Materialien eigenständig durcharbeiten. Es gibt andere Kursthemen (z.B. Reden in der Öffentlichkeit und Interview-Kompetenzen), wo es vielleicht sinnvoller ist, den Kurs auf die Wand oder ein Board zu projizieren und als Gruppe die Materialien durchzugehen. Die Entscheidung, wie Sie die Zeit am besten verbringen möchten, bleibt ganz Ihnen und den Lernenden, mit denen Sie arbeiten, überlassen: oft ist ein Mix aus Einzel- und Gruppenarbeit das Beste.

Tun/Machen/Sagen/Denken : Wenn Sie Gruppendiskussionen und Aktivitäten in den Kurs integrieren, stellen Sie dadurch sicher, dass Sie mehr machen als nur einen Übungsraum zu beaufsichtigen. Manchmal ergeben sich Gruppenaktivitäten wie von selbst aus dem Onlinekurs, aber manchmal müssen Sie woanders Anregungen suchen. Wir haben uns selbst einige Aktivitäten überlegt, die Sie nutzen können, um Peer Learning zu unterstützen und eine Brücke zwischen dem Onlinekurs und dem Alltagsleben zu schlagen.

Reflektieren: Reflexion ist eine zentrale Komponente der Lernteams und wir empfehlen, eine kurze Gruppenreflexionsübung am Ende jedes Lernteam-Treffens zu machen.

Sie werden bemerken, dass jedes Modul dieses Kurses in die gleichen vier Abschnitte unterteilt ist; dadurch ist es perfekt geeignet für die Nutzung in einem Lernteam-Format! Allerdings sind nicht alle Onlinekurse geeignet für Lernteams, daher werden Sie als Moderierende in enger Zusammenarbeit mit Ihren Lernenden die existierenden Kurse für dieses Format anpassen. Keine Sorge, wir werden dieses Thema im weiteren Verlauf dieses Kurses behandeln.

Erwartungen einordnen/steuern

Einige Lernende kommen bestimmt mit der Erwartung zum Lernteam, dass alles so sein wird wie in einem traditionellen Klassenraum (wo Sie die Lehrkraft sind). Deshalb ist es wichtig, dass die moderierende Person vom allerersten Treffen an das Modell des Peer Learning zugrunde legt und die Lernenden einbezieht, wenn es darum geht, die Gruppe auf das gemeinsame Lernen einzustimmen.

Eine einfache Methode, um das zu erreichen, ist der Stuhlkreis bzw. Sitzkreis. Wir ermutigen Gruppen, so oft wie möglich im Kreis zu sitzen. Wenn Sie in einem Computerraum sind, kann man trotzdem beim Check-in und zur Reflexion im Kreis stehen. Wenn man in einem Kreis sitzt, führt das zu wichtigen Fragen, die Ihnen helfen können, das Peer Learning zu vertiefen: was ist anders als in Klassenräumen, wie die Lernenden sie kennen? Wer ist fachkundig, wenn niemand vorne im Klassenzimmer steht?

Und nun können wir die Ratschläge von einigen P2PU-Moderatoren hören, wie man Lernteams einen guten Start ermöglicht.

Setting up a peer learning environment

How is a Learning Circle different from a class

Weitere Lektüre und Ressourcen

Die Ideen, auf denen die Lernteams fußen, sind nicht neu. Im Gegenteil, es gibt ein weit zurückreichendes und bedeutsames pädagogisches Erbe, was Bildungsformen angeht, die auf Gleichberechtigung setzen; ihnen zollt P2PU durch die Arbeit mit den Lernteams Anerkennung. Wir haben eine kurze Geschichte des Lernens in einem Kreis (im Sinne von Gruppe) zusammengestellt, und zwar auf unserem community forum; Sie sind zum Lesen und Kommentieren eingeladen. Wir lassen uns von Texten unseres kulturellen Erbes und epochalen sozialen Bewegungen inspirieren, und ebenso von modernen Bewegungen, die sich gegen die Dominanz der formalen Bildung aussprechen.

Außerdem wurde vieles von dem, was wir in diesem Modul ansprechen – vor allem die Frage, wie Lernende Expertise wahrnehmen, wenn keine Lehrkraft im Raum ist – in einer ausgezeichneten Dissertation unserer Freundin Cristiane Damesceno aus dem Jahr 2017 unter folgendem Titel behandelt: Massive Courses Meet Local Communities: An Ethnography of Open Education Learning Circles. Das ist großartiger Lesestoff für das Wochenende!


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